Zwischen Solidarität, Glanz und Aufbruchsstimmung

Auftakt der 75. Berlinale

Mit einer Gala im Berlinale-Palast sind die Internationalen Filmfestspiele Berlin am 13. Februar gestartet. Zum 75. Mal lädt das größte Publikumsfilmfest der Welt Filmbegeisterte, Fachpublikum und Stars in die deutsche Hauptstadt – in diesem Jahr mit neuer Leitung. Überschattet wurde die Eröffnung durch den Anschlag in München.

 Tricia Tuttle mit Team, der Internationalen Jury sowie Moderatorin Desirée Nosbusch

Glanzvoller Auftakt: Die neue Festivalleitung Tricia Tuttle eröffnet zusammen mit ihrem Team und der Internationalen Jury die 75. Berlinale

Quelle: BKM / David von Becker

„Meine Gedanken sind bei den Opfern dieses schrecklichen Anschlags und ihren Familien. Mein großer Dank gilt den Rettungskräften“, sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth kurz vor der Eröffnung mit Blick auf die Ereignisse in der bayerischen Landeshauptstadt. „Wir leben derzeit insgesamt in nicht einfachen Zeiten. Gerade dann jedoch kann uns das Kino viel geben: Denn Filme können uns Hoffnung geben und Mut machen. Deshalb ist die Berlinale so wichtig.“

Die neue Intendantin Tricia Tuttle erinnerte auch an all jene Filmkolleginnen und -kollegen, die aufgrund von Krieg und aktuellen Krisen weltweit nicht bei den Internationalen Filmfestspielen dabei sein können.

Bereits auf dem Roten Teppich hatten Prominente mit verschiedenen Aktionen protestiert und ihre Solidarität mit Opfern von Krieg und Gewalt gezeigt. Eine davon galt dem Schauspieler und einst Berlinale-Gast David Cunio, der sich seit dem 7. Oktober 2023 in der Gewalt der Hamas befindet. Ihm ist in diesem Jahr mit dem filmischen Essay „A Letter to David“ von Tom Shoval ein eigener Festival-Beitrag gewidmet.

Jubiläum und Neustart

Für die Berlinale ist 2025 in vielerlei Hinsicht ein besonderes Jahr. Das Festival feiert 75. Jubiläum und zugleich einen Neuanfang unter der Leitung von Tricia Tuttle. Diese hat für ihre erste Berlinale zahlreiche Weltstars gewinnen können, darunter die Regisseure Todd Haynes, Richard Linklater und Bong Joon Ho sowie die Schauspielerinnen Marion Cotillard und Fan Bingbing sowie ihre männlichen Kollegen Ethan Hawke und Robert Pattinson.

Zugleich hat Tuttle auch programmatisch bereits neue Akzente gesetzt. Anlässlich des Jubiläums wurde die Gala mitsamt Eröffnungsfilm live in sieben Programmkinos in ganz Deutschland übertragen. Erstmals wurde im Rahmen der Eröffnung der Ehrenbär für das Lebenswerk verliehen. Er ging an Tilda Swinton, die vom Publikum mit Standing Ovations gefeiert wurde. Die britische Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin ist der Berlinale seit der Premiere ihres ersten Spielfilms 1986 eng verbunden. Mit der Sektion Perspectives gibt es unter Tuttle zudem einen neuen internationalen Wettbewerb für Spielfilmdebüts, der für mehr Aufmerksamkeit für den Filmnachwuchs sorgen soll.

Neben Swinton sind auch zahlreiche andere langjährige Weggefährten des Festivals bei der Jubiläumsausgabe dabei, wie Tom Tykwer, dessen neuer Spielfilm „Das Licht“ die 75. Berlinale eröffnete. Der Film mit Nicolette Krebitz und Lars Eidinger in den Hauptrollen porträtiert eine Berliner Familie, deren Welt durch die Ankunft einer syrischen Haushälterin auf die Probe gestellt wird.
 

Bären-Rennen ist eröffnet

Insgesamt dürfen die Besucherinnen und Besucher des größten Publikumsfilmfests der Welt sich auf 243 Filme freuen. „Diese Berlinale verspricht ein sehr vielfältiges Programm, das künstlerisch stark ist und auch ein breites Publikum anspricht“, sagte die Kulturstaatsministerin zur Eröffnung.

Im Rennen um den Goldenen und die Silbernen Bären sind 19 Produktionen aus 26 Ländern, darunter auch Filme früherer Bären-Gewinner wie Hong Sangsoo und Radu Jude. Acht der Filme sind unter weiblicher Regie oder Co-Regie entstanden. Mit Frédéric Hambaleks „Was Marielle weiß“ und „Yunan“ von Ameer Fakher Eldin sind zudem zwei deutsche Produktionen im Wettbewerb. Außerdem läuft mit „Timestamp“ ein ukrainischer Dokumentarfilm im Wettbewerb, der über Mittel des BKM-geförderten Europäischen Solidaritätsfonds finanziert wurde.

Die Internationale Jury unter Vorsitz des US-amerikanischen Regisseurs Todd Haynes wird die Gewinnerinnen und Gewinner bei der Verleihung am 22. Februar verkünden.

EFM – Spanien im Fokus

Zeitgleich zum Publikumsfestival Berlinale findet auch in diesem Jahr mit dem European Film Market (EFM) wieder einer der weltweit bedeutendsten Film- und Contentmärkte in der deutschen Hauptstadt statt. Kulturstaatsministerin Roth eröffnete den diesjährigen EFM am 12. Februar gemeinsam mit dem spanischen Kulturminister Ernest Urtasún. Denn Spanien präsentiert diesmal als Fokusland verschiedene Facetten seiner Filmindustrie.

Als lebendiger Marktplatz bringt der EFM wichtige Fachleute zusammen, um Filme, Serien, Dokumentationen und andere audiovisuelle Inhalte zu kaufen, zu verkaufen und zu lizenzieren. Bereits im Dezember waren die Standflächen an den Ausstellungsorten vollständig ausgebucht. Der EFM läuft noch bis zum 19. Februar.

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien fördert die Internationalen Filmfestspiele Berlin institutionell, in diesem Jahr mit 10,9 Millionen Euro. Hinzu kommen 2025 einmalig 1,9 Millionen Euro für das diesjährige Jubiläum. Zudem werden die Berlinale Talents mit 210.000 Euro aus Mitteln der kulturellen Filmförderung unterstützt. Außerdem fördert die Kulturstiftung des Bundes den World Cinema Fund mit 360.000 Euro.