Um an bedeutende deutsche Politker zu erinnern, fördert die Bundesregierung insgesamt sieben Politikergedenkstiftungen. Ziel der Stiftungen ist es, das Andenken an ihre Namensgeber und ihr Wirken zu wahren. Gleichzeitig tragen sie als Museen und Forschungseinrichtungen zum besseren Verständnis der Geschichte Deutschlands und Europas im 19. und 20. Jahrhundert bei.
Ihren Sitz haben die Politikergedenkstiftungen des Bundes an Orten, die eng mit dem Leben dieser Politiker verbunden sind. Unter dem gemeinsamen Titel "Biografien erzählen - Geschichte entdecken" präsentieren sie Ausstellungen, die über den Lebensweg, das politische Denken und Wirken sowie das historische Erbe dieser Staatsmänner vor dem Hintergrund der jeweiligen geschichtlichen Epoche informieren.
Otto-von-Bismarck-Stiftung
Otto von Bismarck hat als preußischer Ministerpräsident und später als erster deutscher Reichskanzler das Deutschland des 19. Jahrhunderts und die Beziehungen innerhalb Europas maßgeblich geprägt. Die nach ihm benannte Stiftung mit Standorten in Friedrichsruh und Schönhausen (Elbe) ist mit ihren Ausstellungen, die das Leben und Wirken des preußisch-deutschen Staatsmannes nachzeichnen, dem Archiv und der Bibliothek ein wichtiger außerschulischer Lernort. Vorträge, Tagungen und andere Veranstaltungen gehören ebenfalls zum Angebot historisch-politischer Bildungsarbeit der Stiftung.
Am 11. Februar 1919 wurde Friedrich Ebert zum ersten deutschen Reichspräsidenten gewählt. Er ist damit das erste demokratische Staatsoberhaupt der deutschen Geschichte. In diesem Amt war er maßgeblich am Aufbau der Weimarer Republik und der parlamentarischen Demokratie beteiligt. Sein politisches Vermächtnis bewahrt die Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in seinem Geburtshaus in Heidelberg. Dort informiert außerdem eine Ausstellung über Leben und Arbeit des Politikers im Kontext der historischen Entwicklung vom Kaiserreich zur Weimarer Republik.
Foto: Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte / Christian Buck
Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus
Konrad Adenauer wurde 1949 zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Mit seiner Kanzlerschaft ist vor allem der demokratische und wirtschaftliche Wiederaufbau Westdeutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg verbunden. Das Andenken an dieses politische Vermächtnis bewahrt die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus. Sie pflegt den Nachlass des Staatsmannes, Politikers und großen Europäers, macht sein Wohnhaus mit Garten in Rhöndorf verbunden mit einer Dauerausstellung der Öffentlichkeit zugänglich und unterhält seit 2024 das Konrad-Adenauer-Forum als Ausstellungs- und Veranstaltungsort in Berlin.
Theodor Heuss war von 1949 bis 1959 der erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Zuvor hat er als Mitglied des Parlamentarischen Rats das Grundgesetz maßgeblich mitgestaltet. Auf seine Initiative gehen auch der Name „Bundesrepublik Deutschland“ sowie die Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold zurück. In seiner politischen Arbeit setze sich Theodor Heuss kontinuierlich für die demokratischen Grundsätze ein – daran erinnert die Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus im ehemaligen Wohnhaus des Politikers in Stuttgart.
Helmut Schmidt hat als Bundeskanzler die deutsche und internationale Politik nachhaltig gestaltet. Dabei war seine Amtszeit vor allem von den globalen Wirtschaftskrisen der 1970er Jahre und den nationalen Herausforderungen durch den Terrorismus der RAF sowie dem sogenannten NATO-Doppelbeschluss geprägt. An das Leben und Wirken des Politikers erinnert die Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung. Gleichzeitig nimmt sie Fragestellungen, die für die politische Arbeit des Politikers bedeutsam waren, in den Fokus und führt sie in die Gegenwart und Zukunft.
An drei Standorten in Berlin, Lübeck und Unkel erinnert die Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung an den vierten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Das Engagement Willy Brandts für Frieden, Freiheit und Einheit des deutschen Volkes wird in Publikationen sowie den drei ständigen Ausstellungen dokumentiert und wissenschaftlich erforscht. Daneben ergänzen Bildungsangebote und historisch-politische Veranstaltungen, die die politischen Ideen und Wertvorstellungen des Friedensnobelpreisträgers in den Fokus nehmen, das Programm der Stiftung.
Als sechster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland hat Helmut Kohl die deutsche Wiedervereinigung maßgeblich mitgestaltet und die Integration in Europa entschieden vorangebracht. Mit der Errichtung der Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung soll das Andenken an sein politisches Wirken für Deutschland, Europa und die Welt gewahrt werden. In Berlin wird dafür ein Helmut-Kohl-Zentrum eingerichtet, das sich in einer ständigen Ausstellung und wechselnden Sonderausstellungen sowie Veranstaltungen zeitgeschichtlichen Fragen widmen wird.