Schlüsselmoment der Demokratiegeschichte

500-jähriges Bauernkriegsgedenken

Vor 500 Jahren verabschiedeten die Abgesandten der oberschwäbischen Bauern in Memmingen die „Zwölf Artikel“. Sie gelten als eine der frühesten Forderungen nach Freiheits- und Menschenrechten in Europa. Das Gedenkjahr wurde am 15. März mit einem Festakt und der Eröffnung der vom bayerischen Haus der Geschichte kuratierten Ausstellung „Projekt Freiheit – Memmingen 1525“ feierlich eröffnet. Neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ministerpräsident Markus Söder nahm auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth an den Feierlichkeiten teil. Sie betonte die Bedeutung der historischen Freiheitsrechte für die heutige Gesellschaft.

Mittels Plakaten präsentieren Schülerinnen und Schülern der Memminger Lindenschule beim Festakt ihre eigene Interpretation der Zwölf Artikel.

Schülerinnen und Schülern der Memminger Lindenschule präsentierten beim Festakt in der Kirche St. Martin ihre eigene Interpretation der Zwölf Artikel.

Quelle: Bundesregierung / Jesko Denzel

In einer Gesprächsrunde mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth und dem Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume, wurde der Wert der Freiheit und Demokratie hervorgehoben. Roth betonte: „Die Zwölf Artikel markieren einen der wichtigsten Schlüsselmomente der deutschen Demokratiegeschichte. Sie waren die Initialzündung für ein eigenständiges Denken, für den Kampf für Freiheit und Selbstbestimmung gegen die von Adel und Kirche vorgegebene Weltordnung, die mit Ausbeutung und Unterdrückung verbunden war.“ 

Von besonderer Bedeutung für die schnelle Verbreitung der Zwölf Artikel war der kurz zuvor erfundene Buchdruck: Die Zwölf Artikel wurden rund 25.000 Mal gedruckt. Das löste eine Revolution der Information und des Denkens aus. „In unserer Demokratie von heute ist der Zugang zu unterschiedlichen, verlässlichen Informationsquellen von wesentlicher Bedeutung für die Meinungsbildung. Gerade angesichts der permanenten Unterminierung von Fakten und Tatsachen durch Desinformation und Fake News in den Sozialen Medien kommt den Qualitätsmedien eine sehr wichtige Rolle zu. Das gilt insbesondere auch für lokale Medien, wie die Memminger Zeitung und die Augsburger Allgemeine. Sehr wichtig ist dafür auch eine frühzeitige Stärkung der Medienkompetenz“, unterstrich die Kulturstaatsministerin.

Präsentiert wird die von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderte Ausstellung „Projekt Freiheit – Memmingen 1525“ im Dietrich-Bonhoeffer-Haus sowie in der historischen Zunftstube des Kramerzunfthauses, wo sich vor 500 Jahren die Bauern der Region zur Christlichen Vereinigung zusammenschlossen und die zwölf Artikel diskutierten. Herzstück der Ausstellung ist neben medialen Inszenierungen ein Originaldruck der Zwölf Artikel.

Freiheitsrechte reloaded

Die Zwölf Artikel in moderner Sprache, die für das heutige Leben unverzichtbar und wertvoll sind, boten Schülerinnen und Schüler der Lindenschule, einer Mittelschule in Memmingen dar. In den vergangenen Monaten hatten sie sich in ihrem Schulprojekt „Die Memminger Freiheitsrechte reloaded by Lindenschule“ mit den Forderungen der Bauern vor 500 Jahren und zugleich mit heutigen Grundrechten unserer demokratischen Wertegesellschaft befasst und die Zwölf Artikel neu formuliert. Begleitend präsentierten sie Plakate mit Symbolen für die einzelnen Artikel, die sie mit der Memminger Künstlerin Pia Kaltenbrunn erarbeitet haben.

Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Memmingen

Nach dem Festakt in der Kirche St. Martin besuchte Claudia Roth den Teil der Ausstellung, der in der Zunftsstube der Kramerzunft untergebracht ist. Der zweite Programmpunkt für die Staatsministerin war der Besuch der MEWO Kunsthalle. Nach dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt präsentierte Museumsleiter Axel Lapp die aktuell laufenden Ausstellungen anlässlich des Jubiläums, wie die Kinderausstellung „Freiheit zum Träumen“ und die Ausstellung „Frey seyen und wöllen sein“ zeitgenössischer europäischer Künstlerinnen und Künstler zu Freiheit und Streben nach gesellschaftlicher Veränderung. Staatsministerin Claudia Roth betonte die Rolle der Kunst als wichtige Unterstützerin von Demokratie und Freiheit: „Kultur ist Sound und Nahrungsmittel einer Demokratie!“