Mit den ethnologischen Sammlungen im Ostflügel öffnet das Humboldt Forum nun seine letzten Ausstellungsflächen. Auf über 16.000 Quadratmetern bieten die Staatlichen Museen zu Berlin dort vielfältige Perspektiven auf die Kulturen der Welt. Dabei geht es auch um die eigene Sammlungsgeschichte sowie das Erbe des Kolonialismus. Ein Festival zum Auftakt lädt dazu ein, das Haus 24 Stunden lang non stop zu erkunden.
Zur Eröffnung sind zahlreiche internationale Kooperationspartnerinnen und-partner angereist, die an den Sammlungspräsentationen mitgewirkt haben.
Ein iranischer Derwischmantel aus dem 19. Jahrhundert, ein traditionelles Versammlungshaus aus Palau oder die begehbare Rekonstruktion der buddhistischen Höhle der Ringtragenden Tauben – das sind nur einige der rund 20.000 Objekte aus Afrika, Asien, Amerika und Ozeanien, die ab sofort neu im Humboldt Forum zu entdecken sind.
Untergebracht sind diese Schätze im Ostflügel des Humboldt Forums, wo heute die letzten Ausstellungsflächen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin eröffnet wurden. Neben Kulturstaatsministerin Claudia Roth nahmen auch viele internationale Kooperationspartner an der Eröffnungsfeier teil.
Besucherinnen und Besucher können den Ostflügel des Humboldt Forums ab 17. September um 12 Uhr besichtigen. Sie erwartet ein 24-stündiges Programm mit über 100 Veranstaltungen – von Workshops über Performances bis hin zur Klubnacht. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht notwendig. Auch über das Eröffnungswochenende hinaus können viele Ausstellungsbereiche kostenfrei besucht werden, darunter auch die Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin.
Claudia Roth unterstrich beim Festakt im Schlüterhof, dass das Humboldt Forum mit der letzten Teileröffnung nun keineswegs „fertig“ sei, sondern als „work in progress“ erst richtig beginne. In den vergangenen Jahren sei viel dafür getan worden, „dieses Haus zu einem Ort der kritischen und vor allem der selbstkritischen Auseinandersetzung mit dem Erbe des Kolonialismus zu machen“, sagte Roth mit Blick auf die intensiven öffentlichen Debatten, die das Projekt von Anfang an begleitet haben.
Dass gerade diejenigen Exponate, die aus kolonialem Kontext stammen, im Zentrum der Aufmerksamkeit stünden, sei wichtig und notwendig: „Es ist ein Erbe unserer Vergangenheit“, betonte die Staatsministerin. „Was wir künftig in diesem Haus sehen werden, zwingt uns, uns zu diesem Erbe, zu unserer Geschichte zu verhalten“, so Roth.
Im Ostflügel sind jetzt auch einige der berühmten Benin-Bronzen zu sehen, die kürzlich an Nigeria restituiert wurden, doch als Leihgaben weiter in Berlin ausgestellt werden können. Wie an anderen Stellen der Sammlungspräsentationen auch wird den Bronzen zeitgenössische Kunst gegenübergestellt – in diesem Fall aus Nigeria. In den kommenden Jahren wird die Ausstellung, die in Kooperation mit den nigerianischen Partnerinnen und Partnern entstanden ist, gemeinsam weiterentwickelt.
Auch bei der Konzeption zahlreicher anderer Ausstellungsbereiche hat das Humboldt Forum eng mit internationalen Partnern und Communities zusammengearbeitet. Das betrifft auch verschiedene Sonderausstellungen, die aktuell dort zu sehen sind.
Das Humboldt Forum zeige, wie lebendige Museumsarbeit abseits der ausgetretenen Pfade eurozentristischer Sichtweisen aussehen könne, sagte Claudia Roth anlässlich der Eröffnung. Es setze sich nicht nur offen und kritisch mit der kolonialen Vergangenheit auseinander, „sondern vor allem damit, wie man in Zukunft partnerschaftlich und auf Augenhöhe mit Expertinnen und Experten aus den Herkunftsgesellschaften Ausstellungen umsetzen kann“, so die Staatsministerin.
Roth dankte allen, „die daran mitgewirkt haben, aus diesem Schloss eine Werkstatt werden zu lassen, eine Universität, ein Museum, ein Veranstaltungs- und Aktionsraum. Sie soll und wird, und sie muss dem demokratischen weltoffenen Austausch und der Begegnung dienen“, sagte die Kulturstaatsministerin.