Seit 2012 ist der Deutsche Produzententag der maßgebliche Fachkongress der Filmwirtschaft in Deutschland. Auf Einladung der Produzentenallianz hielt Kulturstaatsministerin Claudia Roth ein Grußwort. Darin unterstrich sie den weltweiten Erfolg deutscher Filmtalente. Die Stärkung des Films hierzulande bliebe auch weiterhin eines der wichtigsten kulturpolitischen Vorhaben. Die Entwicklungen und Möglichkeiten der KI wolle sie ebenfalls weiter mit großer Entschiedenheit verfolgen. Außerdem machte sie auf die prekäre Situation zahlreicher Filmemacherinnen und Filmemacher weltweit aufmerksam.
- Es gilt das gesprochene Wort -
Vor einigen Tagen habe ich eine junge Frau getroffen, die den in Cannes gefeierten und prämierten Film des iranischen Regisseurs Mohammad Rasoulof „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ gesehen hatte. Sie schwärmte von dem Film, dieser aufwühlenden Abrechnung mit dem Unrechtsregime der Mullahs. Auf meine Frage, was ihr besonders gefallen habe an diesem Film, hat sie gesagt: „Alles.“
Der Film sei reine Magie – die authentischen Bilder der Proteste von 2022, die das Land erschütterten, die Handlung, die zeigt, wie das totalitäre Regime Individuen korrumpiert und Familien zerstört, aber natürlich auch die Flucht Rasoulofs nach Berlin und der Triumph des Films in Cannes, der mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet wurde. Das sei phantastisch, wunderbar, mit einem Wort: magisch.
Bei der Vorbereitung meiner Rede musste ich an diese Worte denken und natürlich an das bekannte Wort von Francis Ford Coppola: „Ich glaube, dass Kino und Magie schon immer eng miteinander verbunden waren.“ Das wissen wir alle schon lange und Rasoulofs Film ist dafür nur der jüngste Beweis. Doch es ist keine Magie, dass „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ als deutscher Beitrag unter den Nominierten in der Kategorie Bester internationaler Film Anfang März große Chancen auf einen Oscar hat. Wir freuen uns sehr, dass ein so mutiger, engagierter und künstlerisch bedeutender Film für unser Land ins Oscar-Rennen geht. Wir freuen uns, dass Mohammad Rasoulof und viele Mitglieder seiner Film-Crew in Deutschland sichere Lebens- und Arbeitsbedingungen gefunden haben.
Und an dieser Stelle erlauben Sie mir, dass ich erinnere und ganz deutlich sage: Es ist richtig und wichtig, dass politisch Verfolgte wie Mohammad Rasoulof und sein Team hier bei uns Zuflucht finden können und es ist nicht zuletzt unsere historische Verantwortung, dass Deutschland Bedrängten und Verfolgten Heimat bietet, wo sie dazugehören, wo sie gebraucht werden, wo sie geliebt werden und wo wir in Freiheit zusammenleben. Dass das so bleibt und das die Grenzen nicht versiegelt werden und das Grundrecht auf Asyl nicht geschleift wird – das ist die Verantwortung von allen Demokratinnen und Demokraten!
Deutsche Filmtalente haben gerade weltweit Erfolg. Diese Erfolgsgeschichten zeigen die ganze Kraft und die große Kreativität des Filmschaffens, das von hier ausgeht. Edward Berger ist mit „Konklave“ in gleich drei Kategorien für den Oscar nominiert: Bester Film, Beste Filmmusik und Bestes Kostümdesign, Gerd Nefzer für seine Visual Effects in „Dune“ und ganz besonders freue ich mich auch, dass das Drehbuch von Moritz Binder, Tim Fehlbaum und Alex David von „September 5“ nominiert ist. Danke an Sie, danke auch ganz speziell an Martin Moscowicz, den jungen Talenten die Produktion des so wichtigen Filmes ermöglicht zu haben!
Eine besondere Freude ist es – ich glaube da freuen wir uns alle – dass so viele deutsche Filme und Filme mit deutscher Beteiligung bei der Berlinale zu sehen sein werden, angefangen heute Abend mit Tom Tykwers „Licht“ bei der Eröffnung, beim Wettbewerb um die Bären und in vielen anderen Sparten.
Apropos Berlinale: Ich freue mich sehr und es ist wirklich großartig, dass Tricia Tuttle nun die Berlinale leitet. Ich danke ihr, dass sie ihre Aufgabe so beherzt angegangen ist und ich wünsche Ihr und uns allen sehr, sehr viel Erfolg bei dieser Jubiläumsausgabe der 75. Berlinale. Wir werden sie und ihr Team weiter unterstützen! Ganz ausdrücklich nicht nur politisch und nicht nur mit zusätzlichen Geldern von knapp 2 Millionen, die wir der Berlinale gegeben haben. Sondern mit dem, was es braucht, um dieses Festival wieder nach vorne zu führen! Ich freue mich auf diese erste Festival-Ausgabe mit Tricia, die sehr vielversprechend ist und für einen echten Neustart steht.
Aber lassen Sie uns auch gerade an dieser Stelle einen Moment innehalten und daran denken, dass wir hier in Deutschland in einer privilegierten Situation sind. Dass zahlreiche Filmemacherinnen und Filmemacher auf der Welt verfolgt, bedrängt, inhaftiert werden. Der israelische Filmemacher David Cunio wird immer noch von der Hamas als Geisel gefangen gehalten. Bei dieser Berlinale wird auch ein Film über ihn gezeigt werden: „A Letter to David“. Und lassen Sie uns sagen: Bring him and bring them home now!
Und der algerische Schriftsteller, Friedenspreisträger und Mitglied der Berlinale-Jury 2012, Boualem Sansal, ist immer noch in Algerien in Haft – die algerische Regierung fordere ich hier auf, ihn nun unverzüglich freizulassen. Unverzüglich! Eine wunderbare Filmemacherin, die in Köln lebt und die dort auch gearbeitet hat, Frau Mater, ist in der Türkei zu ich glaube 18 Jahren verurteilt worden für einen Film, den sie machen wollte, aber der nie entstanden ist. Auch an Ciğdem Mater denke ich und sage Erdoğan, lass endlich die Kunstschaffenden in der Türkei frei.
Nicht vergessen dürfen wir auch, dass gar nicht weit von hier ukrainische Filmemacherinnen, Filmemacher und Filmstudios permanent Russlands verbrecherischem Angriffskrieg ausgesetzt sind. Ich war vor wenigen Wochen in Odessa und habe auch Filmacher:innen aus den Filmstudios getroffen, die gesagt haben: Und trotz allem wir produzieren wieder, wir machen wieder einen Film und vor wenigen Tagen, am vorvergangenen Freitag wurde das Weltkulturerbe im Zentrum Odessas mit Raketen angegriffen, mit massiven Zerstörungen bedroht. Auch da unsere Solidarität. Wir vergessen sie nicht. Vergessen tötet.
Und ich denke auch, und ich glaube das wird im Laufe des Vormittags auch nochmal thematisiert werden, an die vielen, vielen Menschen, die durch die verheerenden Brände in Los Angeles, durch diese Feuerbrunst, durch diese Apokalypse ihr Hab und Gut und einige auch ihr Leben verloren haben. Kolleginnen und Kollegen von Ihnen mussten das alles direkt miterleben. Wenn ich das sage, dann sage ich zugleich, dass wir uns natürlich weiterhin sehr engagieren werden für die Villa Aurora und das Thomas Mann House. Und das wir große, große Sorge hatten, dass diese wichtigen Orte von diesem Feuer auch zerstört werden. Diese Orte sind auch so wichtig für unsere Geschichte. Sie waren Zufluchtsorte von Lion und Marta Feuchtwanger, von Thomas und Katia Mann, die in den USA Schutz vor dem NS-Terror in Deutschland gefunden haben. Sie waren bedeutende Orte des deutschen Exils, dem die Filmindustrie Hollywoods so viel zu verdanken hatte. Die Bundesrepublik hat sich immer für den Erhalt dieser wichtigen Kulturinstitutionen eingesetzt und zahlreichen Stipendiatinnen und Stipendiaten an diesen historischen Orten einen Freiraum für Kunst und Kreativität in einer deutsch-amerikanischen Perspektive ermöglicht – und kann das hoffentlich auch weiterhin. Es ist wirklich ein riesengroßes Glück, dass die beiden Häuser dem Feuer Stand gehalten haben bei allem was trotzdem zerstört wurde. Mein Dank gilt wirklich allen, die sich in den vergangenen Wochen mit aller Kraft dafür eingesetzt haben. Auch ihre Bemühungen werden wir nach Kräften weiter unterstützen. Denn gerade jetzt brauchen wir mehr und nicht weniger Dialogorte zwischen der Kultur und Zivilgesellschaft in den USA und in Deutschland und das sagen wir vor allem demkoratische Freundinnen und Freunde aus den USA!
Die Herausforderungen nehmen zu, nicht nur auf der geopolitischen und gesamtwirtschaftlichen Ebene, sondern eben auch für die Filmindustrie. Die konjunkturelle Lage hat sich verschlechtert, Marktstrategien der globalen Player ändern sich und, anders als noch in 2022, geben Plattformen und Sender nun deutlich weniger Produktionen in Auftrag, wie auch 80 Prozent Ihrer Mitgliedsunternehmen aus dem Fiction-Bereich in ihrer Herbstumfrage berichteten. Zudem schätzen nunmehr 77 Prozent anstatt 56 Prozent der Unternehmen in der Produktionsallianz die wirtschaftliche Lage als schlecht oder sehr schlecht ein und nur noch 0,5 Prozent der befragten Unternehmen beurteilten die Lage der Branche als sehr gut oder gut.
Und machen wir uns nichts vor: Wir sind in den vergangenen drei Jahren nicht so weit gekommen, wie wir wollten. Ich sage aber auch: Einiges, ziemlich viel haben wir trotz aller schwierigen Rahmenbedingungen erreicht. Das FFG ist verabschiedet und das ist wirklich gut. Auch dank der engen Zusammenarbeit mit dem nun nicht mehr so ganz neuen Finanzminister Kukies, sind die Förderquoten für den DFF und den German Motion Picture Fonds auf 30 Prozent erhöht und die Kappungsgrenzen angehoben worden. Das ist nicht wenig. Sondern das ist mehr, als in den letzten 20 Jahren erreicht worden ist und diesen Erfolg lassen wir, Branche und Politik, uns von niemanden kleinreden!
Das neue FFG war eines der wichtigsten kulturpolitischen Vorhaben dieser Legislatur. Es zu verabschieden war ein echter Kraftakt. Und ich möchte betonen: für diesen Kraftakt konnte die FDP bei der entscheidenden Abstimmung im Bundestag noch einmal über ihren Schatten springen, im gemeinsamen Interesse für den Film, während sich die CDU / CSU bis zum Schluss leider verweigert hat. Offenkundig waren andere Motive wichtiger als eine konstruktive Zusammenarbeit in der Sache für die Stärkung des Films hierzulande. Und das bedaure ich sehr. Denn diese Zusammenarbeit wäre sehr gut und sehr wohl möglich gewesen und eine breite, parteiübergreifende Unterstützung dieser wichtigen Reform wäre auch für Sie alle ein wichtiges Signal gewesen. Ich hätte mir gewünscht, dass etwas Notwendiges und wirklich Vernünftiges und überhaupt nicht Parteipolitisches für die Kultur gemeinsam zu erreichen, wichtiger ist, als Parteipolitische Taktik. Und das sage ich eplizit, das gilt auch für Einige, die Verantwortung in der Branche tragen. Verantwortung übernehmen heißt doch nicht, Verbesserung zu verhindern, sondern konstruktiv, das Bessere zu suchen.
Und umso froher bin ich, dass wir gemeinsam mit sehr, sehr vielen von Ihnen – und auch an dieser Stelle meinen aufrichtiger Dank dafür – wichtige Fortschritte errungen haben. Die Automatisierung der Produktions- und Verleihförderung, die erstmalige Beteiligung von Autor:innen und Regisseur:innen am Erfolg der von ihnen geschriebenen und inszenierten Filmstoffe, eine teilweise automatisierte Kinoförderung, die deutlich größere Selbstverwaltungsautonomie der FFA verbunden mit dem Aufruf, diese zu modernisieren und für das KI-Zeitalter zu einem Data-Hub zu machen. Verbunden aber auch mit dem dringenden Aufruf, nun rasch für mehr Diversität und Inklusion zu sorgen.
Sie wissen, wie sehr mir die Stärkung der Diversität am Herzen liegt. Gerade in diesen Zeiten, wo sie infrage gestellt wird, wo sie zum Schimpfwort gemacht wird, wo Ausgrenzung, Hass und Hetze an der Tagesordnung sind, wo es Gruppen gibt, die definieren wollen, wer dazu gehört und wer nicht. Gerade jetzt ist es wichtig, dass wir Diversität sehr, sehr ernst und als Priorität verstehen. Und in dieser Frage sollten wir hier in Deutschland und in Europa gerade jetzt sehr klar sein, sollten einen Kontrapunkt setzen zu dem, was wir in den USA in diesen Tagen erleben müssen. Aber hier, das muss ich leider sagen, mussten wir schmerzhafte Kompromisse eingehen, um das Filmförderungsgesetz noch im Deutschen Bundestag verabschieden zu können. Wir sind uns gesellschaftspolitisch nicht einig geworden mit der FDP. Gestrichen wurden der Diversitätsbeirat und sein Sitz im FFA-Verwaltungsrat sowie die Erweiterung des Aufgabenkatalogs der FFA unter anderem um das Thema Diversität. Aber jetzt, nun ist die Branche gefragt: schaffen Sie sich rasch eine Richtlinie, die künftig Förderanreize zur Gleichstellung von Frauen und Männern festlegt! Nutzen Sie den neu geschaffenen Spielraum für die FFA! Wir als Bund sind da schon einmal vorangegangen, klar vorangegangen in der Richtlinie für die jurybasierte kulturelle Filmförderung des Bundes wurden die Themen Diversität, Inklusion und Antidiskriminierung noch einmal verstärkt in den Zielen verankert. Zudem ist im Verfahren zur Besetzung der Förderjurys ergänzend und ausdrücklich festgehalten, dass in diesen Gremien die große Vielfalt unserer Gesellschaft in einem angemessenen Verhältnis abzubilden ist, um diese auch in den Förderentscheidungen widerzuspiegeln. Bitte orientieren Sie sich daran!
Und wir haben weitere Verbesserungen geschaffen. Die neue Richtlinie der kulturellen Filmförderung wird in den nächsten Tagen abgeschlossen, sie wird fertig sein. Die Eckpunkte der Reform der kulturellen Kinoförderung sind mit den Kinoverbänden vereinbart und wir erarbeiten eine neue Förderlinie für die Kinos. Für die Zeit der vorläufigen Haushaltsführung haben wir eine Übergangsregelung für Talentfilmvorhaben geschaffen. Diese bleiben in der jurybasierten kulturellen Filmförderung bei der FFA antragsberechtigt, bis dann mit dem Inkrafttreten des Haushalts 2025 beim Kuratorium durchgestartet werden kann.
Zur Ehrlichkeit gehört aber auch zu sagen, was wir nicht geschafft haben. Das Investitionsverpflichtungsgesetz, das ja wirklich von großer Bedeutung ist, liegt fertig in der Schublade. Es war im November fertig. Aber es muss notifiziert werden in Brüssel. Nach dem Ampelbruch, lang wohl vorbereitet, aber von uns nicht erwartet, hatten wir diese drei Monate dafür dann nicht mehr. Aber ich kann Ihnen versichern, wir werden uns weiter mit großer Entschiedenheit dafür einsetzen, dass diese Investitionsverpflichtung kommt. Wie gesagt, sie liegt fertig in der Schublade.
Und das zweite, genauso wichtig, zwei Seiten einer Medaille, ist das Steuergesetz. Auch hier will ich einmal sagen, was normal ist. Normal wäre es, dass ein Gesetz in einer guter Regierung, wenn's um Steuern geht, der Finanzminister schreibt. Aso der Finanzminister schreibt Steuergesetze. Und Sie selbst, viele von Ihnen, haben ja unzählige Male bei ihm vorgesprochen. Der Bundeskanzler wollte diese Lösung und hat das auch Ihnen und der MPA gesagt. Der Bundeswirtschaftsminister wollte es und hat sich auch dafür committed beim Sommerfest von Ihrer Allianz, aber leider ist es nicht passiert. Bis wir dann das Gesetz selber geschrieben haben und mit den Filmfachleuten der Länder abgestimmt haben. Aber dann war das BMF immer noch nicht dafür und hat immer noch verzögert oder blockiert. Und leider nicht nur das BMF, auch das gehört zu Wahrheit. Auch andere Länder-Finanzminister. Und umso mehr möchte ich mich hier bedanken für diese wirklich große, monatelange Unterstützung für dieses wichtige Vorhaben, für die Steueranreize, für die Unterstützung die kam aus Nordrhein-Westfalen von Herrn Liminski, die Unterstützung kam eindeutig aus Bayern, aus Berlin, aus Brandenburg. Aus den wichtigen Filmländern, die das große Potenzial der Filmwirtschaft bereits gut kennen – ein Potenzial übrigens, dass mit den weiteren Schritten der Reform der Filmförderung von allen Bundesländern noch ganz anders gehoben werden kann. Ich habe mit dem nicht mehr ganz neuen, aber relativ neuen Finazminister Kukies vereinbart, dass wir uns zusammensetzen, dass wir jetzt wirklich konstruktiv von Seiten des BMF unterstützt werden, es gibt eine Arbeitsgruppe, die intensiv daran arbeitet, weil wir wollen diese Steuerranreize. Wir wollen sie nicht nur, sondern wir brauchen sie dringend.
Und als letzten Satz noch einige Anmerkungen zum Thema der Stunde, über das zurzeit alle Welt aus guten Gründen spricht, vor allem in der Kultur- und Medienbranche. Die Entwicklungen und Möglichkeiten der KI werden auch von Ihnen mit Begeisterung und Faszination, aber auch mit Skepsis und Sorgen aufgenommen. KI wird vieles vereinfachen und zugleich kreatives Schaffen verändern. Die Entwicklung und zunehmende Verbreitung besonders generativer KI wirft zahlreiche Fragen gerade auch im Zusammenhang mit dem Urheberrecht auf. Für mich ist es sehr wichtig, dass die Belange der Kreativen und der Wert künstlerischen Schaffens in der Debatte einen sehr zentralen Platz haben. Denn: Ohne die Werke der Kreativen wäre generative KI schlicht nicht möglich. Für das Training von KI wurden millionenfach urheberrechtlich geschützte Werke genutzt und in der Regel sowohl ungefragt als auch unbezahlt. Hinzu kommt, dass die mithilfe von KI erzeugten Werke in Konkurrenz mit „menschengemachten“ Werken treten können. Die Sorgen Kreativer vor Verdrängung nehmen wir entsprechend ernst. Es ist vorbildlich, dass die Filmindustrie als erste deutsche Branche vor einigen Tagen einen Tarifvertrag zur Nutzung von generativer KI abgeschlossen hat. Die Produktionsallianz, Verdi und die Schauspielgewerkschaft setzen damit Maßstäbe und stellen sicher, dass nicht über den Kopf der Schauspieleri:nnen hinweg mit ihren digitalen Nachbildungen gearbeitet wird.
Natürlich sind damit nicht alle Probleme des KI-Einsatzes gelöst. Aber erreicht wurden ein wirksamer Schutz, mehr Mitbestimmung und die Pflicht zur Transparenz. Und auch finanzielle Kompensationen sind jetzt gesichert. Anfang August letzten Jahres ist bereits die europäische KI-Verordnung in Kraft getreten, in der sehr wichtige Transparenzpflichten verankert wurden, damit Urheber und Kreative ihre Rechte besser durchsetzen können – ein aus meiner Sicht wichtiger erster Schritt. Denn Kreative müssen erkennen können, ob ihre Werke zum Training genutzt und ob Opt-Outs beachtet wurden. Hier haben wir uns in der europäischen Debatte, in den Verhandlungen sehr massiv eingesetzt für entsprechende Vorgaben in der KI-Verordnung und wir sind uns bewusst, dass diese nur der allererste Schritt für die Absicherung der berechtigten Interessen der Kultur- und Kreativwirtschaft ist.
Dieses Thema werden wir mit großer Entschiedenheit weiter verfolgen: Der Schutz der Kreativen, ihrer Werke und ihres Schaffens hat in der Umwälzung, in der wir uns gerade befinden, eine hohe sehr Priorität. Und ich finde bei allen Veränderungen, die die KI uns bringen wird, in einer Sache ganz, ganz sicher: Nichts und Niemand wird die kreative Kraft und Energie, die Ideen und Inspirationen ersetzen können, die Ihre künstlerische Arbeit für den Film und mit dem Film auszeichnen. Dass wir das Rückgrat des Filmemachens bleiben – und das werden wir angesichts der Umbrüche, mit denen wir es weltweit zu tun haben, auch dringend brauchen! Machen Sie bitte unbedingt genauso weiter, denn Nichts und Niemand kann die kreative Kraft und Energie ersetzen!
Und zum Schluss noch einmal ein Satz zu dieser so besonderen Magie des Films. Es sind nur vier Worte, die aber vom Schönsten berichten, was ein Kinogänger, eine Kinogängerin erleben kann. Franz Kafka hat sie gefunden. Nachdem er ein Prager Kino besucht hatte, notierte er am 20. November 1913 in seinem Tagebuch, ich zitiere: „Im Kino gewesen. Geweint.“ Vielen herzlichen Dank.