Erinnern stärken und schützen

Holocaust-Gedenktag

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz, Kulturstaatsministerin Claudia Roth und weitere Vertreterinnen und Vertreter der Bundesregierung sind am 27. Januar nach Polen gereist, um an der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau teilzunehmen. Zuvor besuchten sie das Stammlager Auschwitz I, die Sonderausstellung, die dem Schicksal der polnischen Bürgerinnen und Bürger gewidmet ist, und legten an der Todesmauer einen Kranz nieder. In Gedenken an die Opfer des Konzentrationslagers stellten sie anschließend Grablichter am Internationalen Mahnmal auf.

Die Delegation der Bundesregierung beim Gang durch das ehemalige deutsche nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, Stammlager Auschwitz I.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz und weitere Vertreterinnen und Vertreter der Bundesregierung beim Gang durch das ehemalige deutsche nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, Stammlager Auschwitz I.

Quelle: Bundesregierung / Jesco Denzel

In Auschwitz wurden mehr als eine Million Männer, Frauen und Kinder, die meisten von ihnen Jüdinnen und Juden, in Gaskammern getötet, erschossen oder durch Zwangsarbeit und Hunger in den Tod getrieben. Vor 80 Jahren, am 27. Januar 1945, hatten sowjetische Truppen das NS-Vernichtungslager erreicht, die letzten Gefangenen befreit – und den Blick der Welt auf ein unvergleichliches Verbrechen gegen die Menschlichkeit gerichtet. 

„Dieses Datum steht stellvertretend für die Vielzahl anderer Orte der Qual und des Todes, es steht für das Menschheitsverbrechen des Holocaust. Orte, die während und nach dem Zweiten Weltkrieg von der Roten Armee und den Alliierten befreit oder entdeckt wurden. Diese Orte – viele von ihnen heute Gedenkstätten – sind wichtige Zeugen der Verbrechen, die in ganz Europa von dem nationalsozialistischen Deutschland begangen wurden“, sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth am internationalen Holocaust-Gedenktag. Dieses Erinnern sei Auftrag und Verpflichtung für uns, mahnte Roth.

Internationales Gedenken für die Opfer des Holocaust

Der Begriff Holocaust beschreibt die systematische Verfolgung und Ermordung etwa sechs Millionen jüdischer Menschen durch die deutschen Nationalsozialisten und deren Unterstützer zwischen 1933 und 1945 sowie die in ganz Europa ermordeten hunderttausenden Sinti und Roma, Homosexuelle, Menschen mit Behinderung und politisch Andersdenkende, sogenannte „Asoziale“ und Kriegsgefangene. Am 27. Januar, dem Tag, an dem das KZ Auschwitz 1945 befreit wurde, gedenken wir allen Opfern des Nationalsozialismus, in Deutschland und weltweit.

Erinnerung an die Opfer wachhalten

Die Menschheitsverbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands sind ein tiefer Einschnitt in der Geschichte Europas und die Wunden sind bis heute spürbar. Bei ihrem Besuch in Ausschwitz unterstrich die Staatsministerin die Bedeutung von Zeitzeugenschaft für die Erinnerungskultur und die Aufarbeitung der NS-Verbrechen.

„Es ist wichtig, dass heute in Auschwitz vor allem die Überlebenden zu Wort kommen, die dieses Grauen selbst erleben mussten – und die mit ihrer Zeitzeugenschaft einen so wichtigen und wertvollen Beitrag für das Erinnern geleistet haben und leisten“, betonte Roth.

Eine Umfrage der Jewish Claims Conference mit jeweils 1.000 Befragten in acht Ländern – Deutschland, Frankreich, Österreich, Großbritannien, Polen, Ungarn, Rumänien und den USA – zeigt eine wachsende Wissenslücke über den Holocaust, insbesondere bei jungen Erwachsenen. Die Mehrheit der Befragten ist auch der Meinung, dass etwas Ähnliches heute wieder möglich sei. Die Umfrage fand im November 2023 statt und wurde am 23. Januar veröffentlicht.

„Unsere Erinnerungskultur steht vor fundamentalen Herausforderungen: Die Zahl der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen wird immer geringer und mit ihnen ihre mühevolle, oft schmerzhafte Arbeit des Mahnens und Erinnerns. Die sozialen Medien bieten Chancen für niedrigschwellige Bildungsangebote und Austausch. Gleichzeitig erleben wir, wie Desinformationen, Verschwörungstheorien und Hassrede jetzt nahezu grenzenlos in sozialen Medien um sich greifen können. Solchen Tendenzen gilt es, entschieden entgegenzutreten“, sagte Roth. 

Einen zentralen Beitrag bei der Vermittlungsarbeit leisten die Gedenkstätten und Mahnmale in Deutschland. Deren Arbeit zukunftsfähig aufzustellen, zu stärken und zu schützen sei Kernaufgabe der BKM. 

Weitere Informationen zu den bundesgeförderten Einrichtungen und Gedenkorten finden Sie unter Aufarbeiten und Erinnern.