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Mit Zivilcourage gegen das Unrecht

Thema: 35. Jahrestag der Erstürmung der Stasi-Zentrale

Mittwoch, 15. Januar 2025

Vor 35 Jahren verhinderten Demonstrantinnen und Demonstranten die weitere Vernichtung der Geheimdienstakten in der Stasi-Zentrale in Ost-Berlin. Durch ihren mutigen Einsatz sicherten sie eine zentrale Quelle für die staatliche und persönliche Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Demonstrantinnen und Demonstranten stürmen die Stasi-Zentrale in Berlin.

Demonstrantinnen und Demonstranten stürmen die Stasi-Zentrale in Berlin.

Am 15. Januar 2025 jährt sich die Besetzung der Zentrale der Staatssicherheit der DDR in der Normannenstraße in Berlin-Lichtenberg zum 35. Mal. Im Winter 1989/1990 sicherten tausende Bürgerinnen und Bürger durch ihre couragierte Initiative die vom Staatssicherheitsdienst angelegten Geheimdienstakten vor ihrer weiteren Vernichtung.

Am Abend des 15. Januars 1990 rief die Bürgerbewegung „Neues Forum“ zu einer Kundgebung unter dem Motto „Mit Fantasie ohne Gewalt“ auf. Geplant war, den Eingang der Stasi-Zentrale symbolisch zu vermauern. Als sich jedoch unerwartet die Tore öffneten, war die Besetzung des Gebäudes durch die Protestierenden nicht mehr aufzuhalten.

Die Zivilcourage hinter der Erstürmung der Stasi-Zentrale verdiene bis heute unsere höchste Anerkennung und bleibe ein bedeutender Moment in der Demokratiegeschichte unseres Landes, erklärte Kulturstaatsministerin Claudia Roth anlässlich des 35. Jahrestages. „Tausende DDR-Bürgerinnen und Bürger setzten damit dem wichtigsten Unterdrückungsinstrument im Machtapparat des SED-Staates ein lautstarkes Ende. Sie brachten mit ihrem couragierten Eingreifen ein Symbol des autoritären Unrechtsstaates zu Fall“, so Roth.

Die Proteste und anschließende Besetzung der Zentrale in der Normannenstraße am 15. Januar bildeten den Höhepunkt einer vorangegangenen Welle von Besetzungen der Stasi-Dienststellen in Städten wie Erfurt, Leipzig, Rathenow und Rostock. Auch hier verhinderten entschlossene DDR-Bürgerinnen und -Bürger die systematische Aktenvernichtung durch die Stasi. Diese hatte bereits nach der Grenzöffnung am 9. November 1989 begonnen.

Bürgerinnen und Bürger besetzen den Balkon der Bezirksverwaltung der Staatssicherheit in Leipzig.

Während der Montagsdemonstration in Leipzig am 4. Dezember 1989 besetzen Bürgerinnen und Bürger den Balkon der Bezirksverwaltung der Staatssicherheit in Leipzig.

Dokumentiertes Unrecht

Von der Zentrale in Berlin-Lichtenberg aus organisierte die Staatssicherheit vier Jahrzehnte lang die Überwachung und schwerwiegende Repression der Bevölkerung. Die Unterdrückungsmethoden, die sie einsetzte, sind in den Stasi-Akten eindrücklich belegt: Bespitzelung, Verfolgung, Zersetzung und willkürliche Inhaftierung – das waren einige der unrechtmäßigen und menschenverachtenden Maßnahmen, durch die vorgebliche Staatsfeinde gebrochen werden sollten.

Auf der Grundlage des Stasi-Unterlagen-Gesetzes wurden die Akten im Jahr 1991 zugänglich gemacht. Sie bildeten eine wesentliche Quelle für die Erforschung der DDR-Geschichte und die Aufarbeitung der SED-Diktatur. Vor allem aber bieten sie die Möglichkeit zur individuellen Schicksalsklärung in eigener Sache.

Bis 2021 lag die Zuständigkeit für das Stasi-Unterlagen-Archiv beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU). Seitdem ist es Teil des Bundesarchivs und liegt im Geschäftsbereich der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Das Interesse an Anträgen auf Akteneinsicht ist auch heute noch ungebrochen: Das zuständige Bundesarchiv meldete für das Jahr 2024 28.751 Anträge von Bürgerinnen und Bürgern. Hinzu kommen tausende Anfragen aus Forschung und Medien sowie von öffentlichen Institutionen.

Erinnerung wahren

Die Erinnerung an das Unrecht in der DDR und das Wissen um die Geschehnisse während der Friedlichen Revolution sind wichtige Elemente der Erinnerungspolitik Deutschlands. Unter dem Motto „Revolution! – und dann?“ veranstaltet das Bundesarchiv auf dem Gelände der ehemaligen MfS-Zentrale einen Aktionstag in Erinnerung an die Erstürmung der Stasi-Zentrale. Zwischen 11 und 21 Uhr können Besucherinnen und Besucher an Führungen im Stasimuseum, im Stasi-Unterlagen-Archiv und auf dem Gelände teilnehmen. Um 19 Uhr findet eine Podiumsdiskussion zum Thema „Runde Tische, Bürgerkomitees und die Demokratie von morgen“ statt.

Weitere Informationen:
Aktionstag „35 Jahre Erstürmung der Stasi-Zentrale“

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