Als die Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste am 1. Januar 2015 gegründet wurde, stand die Notwendigkeit der Aufarbeitung des nationalsozialistischen Kunstraubs außer Frage. Einigkeit bestand auch hinsichtlich der Bedeutung der Provenienzforschung, um NS-Raubgut in Sammlungen und Beständen überhaupt erst identifizieren zu können.
Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste (DZK) mit Sitz in Magdeburg wurde von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbände gegründet. Es löste die Arbeitsstelle für Provenienzforschung und die Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste ab, die beide in ihm aufgingen. Das Zentrum wird institutionell vom Bund gefördert, in diesem Jahr mit rund 11 Millionen Euro.
Roth: Voraussetzung für gerechte und faire Lösungen
Die Förderung der Provenienzforschung gehört von Anfang an zu den zentralen Aufgaben des DZK. Seit seiner Gründung unterstützt es mit Bundesmitteln Museen, Archive und Bibliotheken bei der Erforschung ihrer Bestände und der Identifizierung von Objekten, die während der NS-Gewaltherrschaft verfolgungsbedingt entzogen wurden.
Ohne die Arbeit des DZK „wären ‚gerechte und faire Lösungen‘ in Fragen der Restitution ‚NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter‘, wie sie die Washingtoner Erklärung verlangt, nicht denkbar“, erklärte Kulturstaatsministerin Claudia Roth beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen des Zentrums. Seine Arbeit führe nicht zuletzt dazu, dass Opfern und ihren Nachfahren Gerechtigkeit widerfahre, ist Roth überzeugt.
NS-Raubgut im Fokus
Laut eigenen Angaben hat das DZK in den vergangenen zehn Jahren Projekte im Bereich der Provenienzforschung mit fast 60 Millionen Euro gefördert. Rund 43 Millionen Euro kamen dabei der Suche nach NS-Raubgut zugute. Zahlen, die belegen, dass die Suche nach NS-Raubgut inzwischen in den meisten Museen ernst genommen werde, so der Vorstand des DZK, Gilbert Lupfer.
Neben der finanziellen Förderung von Projekten zur Provenienzforschung unterstützt das DZK Institutionen und Privatpersonen durch weitere Maßnahmen: Es betreibt die Lost Art-Datenbank, die Kulturgutverluste als Such- und Fundmeldungen dokumentiert. In der Datenbank Proveana werden Forschungsergebnisse vernetzt, um die Provenienzforschung zu erleichtern und Doppelrecherchen zu vermeiden.
Hilfen für Opfer und deren Nachfahren
Hilfestellung gibt das DZK auch in Fällen, in denen Kulturgüter als NS-Raubgut identifiziert werden konnten, die berechtigen Empfänger aber unbekannt sind. Hier hilft das DZK seit 2019 bei der oftmals aufwändigen Erbensuche.
Ein weiterer wichtiger Schritt war 2020 die Einrichtung eines Help Desks für die Opfer des NS-Kulturgutraubs und deren Nachfahren. Diese Kontakt- und Informationsstelle bietet insbesondere Personen aus dem Ausland Hilfe bei der Orientierung zu Verfahrensabläufen und Zuständigkeiten in Deutschland und beim Kontakt mit Kultureinrichtungen.
Weitere Aufgabenbereiche
Seit 2017 unterstützt das DZK außerdem die Grundlagenforschung zu Kulturgutverlusten während der sowjetischen Besatzung und in der DDR. Hier geht es vor allem darum, Methoden und Strukturen der beteiligten Institutionen offenzulegen.
Ein weiterer Aufgabenbereich des Zentrums gilt Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten. Hier fördert das Zentrum seit 2019 die Provenienz- und Grundlagenforschung von Museen und Sammlungen sowie die digitale Dokumentation der Ergebnisse.