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Mut und Widerstand: Frauen gegen das NS-Regime

Thema: Erinnerungskultur

Donnerstag, 11. Juli 2024

Der Widerstand von Frauen gegen die nationalsozialistische Diktatur war mannigfaltig und mutig. Eine Sonderausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand sowie der neugestaltete Teil der Dauerausstellung zur Geschichte der Cottbuser Haftanstalt beleuchten Lebensgeschichten von Widerstandskämpferinnen und die weltanschauliche Vielfalt des Widerstands gegen das NS-Regime.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth beim Rundgang durch die Sonderausstellung „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ der Gedenkstätte Deutscher Widerstand.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth beim Rundgang durch die Sonderausstellung „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ der Gedenkstätte Deutscher Widerstand.

Über Jahrzehnte wurde der Widerstand von Frauen gegen die nationalsozialistische Diktatur in der deutschen Öffentlichkeit und Wissenschaft nicht oder nur wenig beachtet. Außer prominenten Beispielen wie Sophie Scholl oder Liselotte Hermann sind nur vereinzelt Widerstandskämpferinnen bekannt. Im Rahmen des Projekts „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“, das finanziell von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert wird, hat ein Team von fünf Wissenschaftlerinnen unter der Leitung von Johannes Tuchel in den vergangen vier Jahren nun mehrere Tausend Frauen namentlich recherchiert, die Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Inland und im ausländischen Exil geleistet haben. Als Ergebnis dieses Projekts zeigt die Gedenkstätte Deutscher Widerstand bis 3. November 2024 in der 1. Etage eine Ausstellung, die einzelne Frauen, ihre Schicksale, ihren Widerstand in den Mittelpunkt stellt. Anlass ist der 80. Jahrestag des Umsturzversuchs und Attentats auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944.

Historische Verantwortung

Bei der Eröffnung der Sonderausstellung am 10. Juli 2024 würdigte Kulturstaatsministerin Claudia Roth den Mut und die Leistungen der Widerstandskämpferinnen gegen die nationalsozialistische Diktatur. „Die Frauen des Widerstands geben uns auf, unseren Handlungsspielraum hier und heute zu nutzen, um die Demokratie zu beschützen, zu verteidigen und zu erhalten“, sagte Roth. Das mache die Erinnerung an diese Frauen so unentbehrlich. „Sie ist heute wichtiger als jemals zuvor, denn die Demokratie – nicht nur in Deutschland – steht massiv unter Druck.“

In der Sonderausstellung werden 32 Frauen in 23 thematischen Einheiten exemplarisch porträtiert. Eine Medienstation ermöglicht den Zugang zu vielen weiteren Biografien, die mit Fotos, Dokumenten und erläuternden Texten einen vertiefenden Einblick bieten. Ein raumübergreifendes Porträtband an den Wänden erinnert beispielhaft an die mehr als 250 Frauen, die auf diese Weise gewürdigt werden. Begleitend zur Ausstellung gibt es eine Website www.frauen-im-widerstand-33-45.de, die den Zugang zu weiteren mehreren hundert Biografien von Widerstandskämpferinnen ermöglicht und fortlaufend ergänzt wird.

Zuchthaus Cottbus – ein Ort gegen das Vergessen

Am Tag zuvor wurde im Beisein der Kulturstaatsministerin der neugestaltete Teil der Dauerausstellung zur Geschichte der Cottbuser Haftanstalt zwischen 1933 und 1945 eröffnet. Dort waren unter anderem Mitglieder der Weißen Rose, Zeuginnen Jehovas sowie west- und nordeuropäische Widerstandskämpferinnen inhaftiert. Die Gedenkstätte befindet sich in der Liegenschaft des von 1860 bis 2002 bestehenden Gefängnisses. Träger ist der von ehemaligen politischen Häftlingen der DDR 2007 gegründete Verein Menschenrechtszentrum Cottbus e.V., der seit 2011 Eigentümer ist.

In Anwesenheit von Claudia Roth, Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke und Angehörigen von ehemaligen Häftlingen wurde der neugestaltete Teil der Dauerausstellung in der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus eröffnet.

In Anwesenheit von Claudia Roth, Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke und Angehörigen von ehemaligen Häftlingen wurde der neugestaltete Teil der Dauerausstellung in der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus eröffnet.

Ziel der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus ist, dessen Geschichte während des Nationalsozialismus und der SED-Diktatur aufzuarbeiten. Auch hier kommt den Biografien ehemals politisch Inhaftierter besondere Bedeutung zu: die Gründe ihrer Inhaftierung in Cottbus, ihre Lebensgeschichten und Versuche, ihre Würde selbst unter unwürdigen Bedingungen zu wahren, stehen im Fokus. Es ist zudem die bundesweit einzige Gedenkstätte in einem ehemaligen nationalsozialistischen Frauenzuchthaus. Fotos, Dokumente, Exponate und Zeichnungen veranschaulichen die Haft- und Arbeitsbedingungen ab 1933 und geben Einblick in die Verfolgungs- und Repressionsmechanismen. Das Ausstellungsprojekt wurde von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und dem Land Brandenburg gefördert.

Erinnerungsarbeit stärken

Staatsministerin Roth machte in ihrem Grußwort zur Eröffnung der Ausstellung in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand darauf aufmerksam, dass die BKM derzeit an einer zur Aktualisierung der Gedenkstättenkonzeption des Bundes arbeit, um die Gedenkstätten zu stärken und sie für aktuelle Herausforderungen zu rüsten. „Die Verbrechen des Nationalsozialismus sind ein Kristallisationspunkt deutscher Geschichte. Der Zivilisationsbruch, den sie bedeuteten, bestimmt unser Handeln bis in die Gegenwart und er wird auch künftig im Zentrum deutscher Erinnerungskultur stehen“, erklärte sie. Weitere Informationen zu den geförderten Einrichtungen und Projekten finden Sie auf der Themenseite „Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft“.

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