„Die Überlebenden der Shoah haben grauenvolles Leid erlebt. Sie sind als Zeitzeugen dieses Menschheitsverbrechens, seiner Ursachen und seiner Folgen bis heute von unschätzbarem Wert für uns alle“, erklärte die Kulturstaatsministerin. Dank ihrer Bereitschaft, für dieses Erinnern auch den oft sehr schmerzhaften Weg zurück in diese furchtbare Zeit zu gehen, könnten wir für heute und für unsere Zukunft lernen und wichtige Lehren daraus ziehen, so Roth.
Doch was passiert, wenn die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen nicht mehr leben, wenn sie nicht mehr berichten und nicht mehr befragt werden können? Wie können Museen, Gedenkstätten und andere Institutionen die verbliebenen Audio- und Videoaufzeichnungen der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen bewahren? Wie können sie in Zukunft verantwortungsvoll mit den Schilderungen umgehen? Diesen Fragen geht die Ausstellung „Ende der Zeitzeugenschaft?“ nach, die vom Jüdischen Museum Hohenems und der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg in Zusammenarbeit mit der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum entwickelt wurde.
Blick auf Geschichte und Funktion der Zeitzeugenschaft
Erst in den 1980er Jahren wuchs in Deutschland das Interesse an den Erinnerungen der Holocaust-Überlebenden. Diese Entwicklung sowie die Geschichte und Funktion der Zeitzeugen-Interviews seit 1945 nimmt die Ausstellung in den Blick. Dabei beschäftigt sie sich auch mit den Intentionen der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und hinterfragt die Rolle der Interviewer.
Die Ausstellung ist Teil des Projektes „Zeitzeugen, Nachkommen und die Zukunft unserer Erinnerungskulturen“, das vollständig aus dem Etat der Staatsministerin für Kultur und Medien gefördert wird. Während der mehrjährigen Projektlaufzeit werden Zeitzeugeninterviews aus den 1990er Jahren digitalisiert und neue Interviews mit Nachkommen der Zeitzeugen durchgeführt. Zusätzlich soll eine Kontaktdatenbank eingerichtet werden, die bei der Suche nach Nachkommen hilft. Die Projektergebnisse werden künftig Grundlage für die Ausstellungen, die Bildungs- und Forschungsarbeit der Stiftung Neue Synagoge Berlin sein.
Zukunft der Erinnerungskultur in einer diversen Gesellschaft
In ihrer Rede betonte die Kulturstaatsministerin auch die Bedeutung einer nachhaltigen und diversen Erinnerungsarbeit für Deutschland. „Dass eine neue Generation von Adressaten andere, auch innovative Vermittlungsformate braucht“, das werde in der Ausstellung ebenfalls sichtbar, so Roth. Mit der Gedenkstättenkonzeption des Bundes und einer Neuauflage des Programms „Jugend erinnert“ werde die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien dem ebenfalls Rechnung tragen „Für uns, für die Zeugen der Zeitzeugen, bleibt es eine Pflicht, das Gehörte weiterzutragen“, erklärte Roth.
Jüdinnen und Juden seien Teil unseres Lebens, unseres Alltags und unserer Gesellschaft. „Dazu gehört nicht nur, die Sorgen der Menschen jüdischen Glaubens ernst zu nehmen, sondern sich Antisemitismus und antisemitischen Ressentiments glaubwürdig entgegen zu stellen“, sagte Roth. „Wir werden im Kampf gegen den Antisemitismus so wenig nachgeben wie im Bemühen um Aufklärung und Vermittlung“, betonte die Staatsministerin für Kultur und Medien.