Am 20. Januar 1942 kamen Vertreter der NS-Regierung, der SS und der NSDAP am Wannsee zusammen, um die Vernichtung von Millionen von Menschen zu koordinieren. 80 Jahre später erinnert Staatsministerin Roth an die Konferenz, die als entscheidende Wegmarke für den systematischen Massenmord an den europäischen Jüdinnen und Juden gilt, und formuliert ihre Vorhaben in der Erinnerungspolitik.
Nur etwa 90 Minuten benötigten die Staatssekretäre mehrerer Reichsministerien, Vertreter der SS und der NSDAP , um die erforderlichen organisatorischen Details für den Mord an den europäischen Jüdinnen und Juden zu klären. Die 15 Teilnehmer der Konferenz waren am 20. Januar 1942 auf Einladung des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD , Reinhard Heydrich, in einer ehemaligen Industriellenvilla am Wannsee zusammengekommen. Als einzigen Punkt hatten die Nationalsozialisten „Endlösung der Judenfrage“ auf der Tagesordnung vermerkt.
„Das Wissen über dieses in der Geschichte einzigartige Verbrechen, macht fassungslos – die Erinnerung daran darf niemals verblassen“, sagte Kulturstaatsministerin Roth in ihrer Rede anlässlich des 80. Jahrestags der Wannsee-Konferenz. „Diesen Auftrag haben wir als Bürgerinnen und Bürger dieses Landes, diesen Auftrag hat vor allem aber auch die Politik“, betonte sie.
Erinnerung wachhalten und Aufarbeitung voranbringen
Bei der Tagung „20. Januar 1942. Was bleibt?“, die von der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz in Kooperation mit der Alfred Landecker Foundation veranstaltet wird, sprach die Kulturstaatsministerin auch über ihre Vorhaben in der Erinnerungspolitik. So sollen die Gedenkstättenkonzeption des Bundes weiterentwickelt und die pädagogische Arbeit gestärkt werden. Insbesondere das Bundesprogramm „Jugend erinnert“ werde Roth nicht nur verstetigen, sondern auch modernisieren.
Die erfolgreiche Arbeit an unserem kulturellen Gedächtnis sei auch ein Ergebnis von starkem bürgerschaftlichen und ehrenamtlichen Engagement, sagte Roth. Die Bundesregierung werde daher lokale Initiativen verstärkt fördern. Zudem sollen Opfergruppen, die bisher weniger beachtet wurden, stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden.
Der Bund unterstütze außerdem ausdrücklich die Errichtung des Dokumentationszentrums „Zweiter Weltkrieg und deutsche Besatzungsherrschaft in Europa“ und eines Erinnerungs- und Begegnungsortes im Gedenken an die Opfer der Besatzung Polens, so Roth. „Erinnern kennt keine Grenzen, muss europäisch und international gedacht werden“, sagte sie.
Der Staatsapparat war Mitwisser und Mittäter
Die Staatsministerin für Kultur und Medien würdigte auch die wertvolle und engagierte Arbeit des Hauses der Wannsee-Konferenz. Durch sie werde „der so notwendige, der kritische, der brutale, der ehrliche Blick auf die bürokratische, akribische Vorbereitung des deutschen Zivilisationsbruchs“ ermöglicht, so Roth.
Entgegen der weit verbreiteten Meinung wurde auf der Konferenz am Wannsee nicht der Holocaust selbst beschlossen. Diese Entscheidung wurde zuvor an höherer Stelle getroffen. Das erhaltene Protokoll des Treffens vom 20. Januar 1942 dokumentiert jedoch die Beteiligung des nationalsozialistischen Staatsapparates, von Beamten und Politikern am Völkermord. „Geplant und verübt vom Schreibtisch aus, als nüchtern sachliche zynische Verwaltungsvorgänge, die ihre mörderische Wucht, ihre mörderische Gewalt, später an anderen Orten entfalteten“, sagte Roth.
So ist die Wannsee-Konferenz von großer historischer Bedeutung. Sie gilt als entscheidende Wegmarke für die europaweite systematische und logistische Umsetzung des Massenmords an den europäischen Jüdinnen und Juden.
Das Haus der Wannsee-Konferenz ist weltweit einer der wichtigsten und am häufigsten besuchten Orte der Holocaust-Erinnerung. Außerdem ist es eine der zentralen Einrichtungen, die sich ausdrücklich mit den Tätern des Nationalsozialismus beschäftigt. Die Gedenk- und Bildungsstätte wurde 1992 eröffnet und wird vom gemeinnützigen Verein „Erinnern für die Zukunft - Trägerverein des Hauses der Wannsee-Konferenz e.V.“ getragen. Finanziert wird sie vom Bund und dem Land Berlin.
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