- Es gilt das gesprochene Wort -
Ja, das hier ist Pop: Hier ist es kreativ, divers, selbstbestimmt, extrovertiert, provokativ, kontrovers – hier ist es laut und Widerspruch ist erlaubt. Dieses Festival ist eine Feier des Widerspruchs. Doch feiern kann ihn nur, wer bereit ist, auch die Anderen sein zu lassen, zu akzeptieren, zu respektieren, zu hören, was andere sagen, wahrzunehmen, was sie wollen, zu sehen, wer sie sind und zu verstehen, dass Pop ein Kind der Demokratie ist, eine Sache des Miteinanders und des Aushandelns. Das ist die Idee. Sie ist nicht neu und sie lässt, wie jede gute Idee, immer neue, andere Ideen entstehen. Eine der allerschönsten ist dieses Festival. Dass es jetzt ein Jahrzehnt alt wird, wollen wir feiern.
Wer sich zehn Jahre behauptet hat, hat offensichtlich sehr viel sehr richtig gemacht. So einfach, so wahr: Pop Kultur ist in nur einem Jahrzehnt zu einer festen Größe im Festival-Betrieb geworden, zu einem Fest für Vielfalt gegen Hass, Hetze, Gewalt, Rassismus, Antisemitismus, gegen Antiziganismus, gegen Sexismus, gegen Homophobie und jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Gegen die Demokratiefeinde, die diktieren wollen, wer dazugehört und wer nicht, und wie deutsche Kultur zu sein hat. Dagegen richtet sich dieses Festival! Dieses Fest ist so wichtig, weil es so vielen Lebensentwürfen Raum gibt, weil so viele Stilrichtungen hier Raum und ihren und künstlerischen Ausdruck finden.
Wir, das Publikum, danken: für ein Jahrzehnt Pop vom Feinsten, für sehr eine sichere Hand beim Line-up, für eine gehörige Portion Gelassenheit im Ertragen gesellschaftlicher Krisen und politischer Krawalle und schließlich für das Vertrauen der Veranstalter:innen in diese Stadt, ihre Künstlerinnen, Künstler und ihr Publikum, denn dieses Festival ist eine Veranstaltung, die ihr Publikum fordert und beteiligt. Das ganze Geheimnis des Erfolgs heißt hier, jetzt und wir.
Pop Kultur gehört denen, die sie feiern, der Kunst, die frei ist, den Künstler:innen und ihrem Publikum. Das steht für Kreativität, Austausch und einen Dialog, zu dem es auch in den erbittertsten Konflikten am Ende keine Alternative gibt. So hat Pop Kultur die Pandemie überdauert, hat Boykotten und Boykottaufrufen getrotzt, Diversität, Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion tatsächlich gelebt und sich als Marke im Festivalbetrieb behauptet.
Und nein, Vielfalt zu leben, einander sein zu lassen, ist keine links-versiffte Ideologie. Vielfalt provoziert keine Gewalt, sondern ist eine Voraussetzung von Demokratie. Wer Pop will, will Vielfalt, will eine demokratische Gesellschaft, und nur in einer demokratischen Gesellschaft werden wir auch die nächsten zehn Jahre Pop Kultur erleben. Und diese Botschaft geht nach Sachsen, geht nach Thüringen, nach Brandenburg und in unser ganzes Land.
Und nebenbei, ist es so schön wie befriedigend, zu sehen, dass etwas, was nicht nur mit Wohlwollen, sondern auch mit Mitteln aus der EU, des Bundes und des Landes Berlin gefördert und begleitet wird, so rundum gelingt, dass es ausstrahlt, weit über die Grenzen dieser Stadt und dieses Landes hinaus.
Hierher kommen Künstlerinnen und Künstler verschiedenster Genres und Länder, um zusammen etwas zu schaffen, um Räume zu öffnen, Räume für Austausch und Dialog für neue Inspiration. Sie, die Künstler:innen und ihr Publikum, haben das Festival zu diesem Leuchtturm für kulturelle Vielfalt und künstlerische Innovation gemacht. Die Festivalleitung ermöglicht es etablierten Künstler:innen wie Nachwuchstalenten, sich neu zu entdecken und entdeckt zu werden. Mit dem Projekt Commissioned Works, dem Goethe-Talents- und Residenzprogrammen wird Newcomern eine Bühne geboten. Und das hat sich auch für das Festival selbst längst ausgezahlt:
Die geförderten Commissioned Works bieten Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, neue Wege zu gehen, ihren Ideen zu folgen und kreative Formate neu zu erkunden. Mehr als 100 neue Werke und zahlreiche künstlerische Kollaborationen sind so exklusiv für das Festival entstanden. Und das ist wirklich einmalig.
Und Ihr, die Kreativen, dankt es Pop Kultur, indem Ihr immer wiederkommt, wie Ilgen-Nur, die zum dritten Mal nach ihrem Debüt (2019) die Pop Kultur rockt. Wie sie haben viele Künstlerinnen und Künstlern hier in Berlin angefangen und sind dem Festival verbunden geblieben. Beständigkeit und neue Impulse, das ist die Dramaturgie von Pop Kultur und Christian Morin, der die Programmgestaltung mitverantwortet. Neu und bewährt – das ist der Pop-Kultur-Festival-Spirit.
Wir wollen, dass das so bleibt, dass Pop Kultur den Erfolg in ein zweites und drittes Jahrzehnt tragen kann. Denn Festivalformate, die den Nachwuchs nicht nur fördern, sondern integrieren, die einen Fokus auf Diversität richten und den demokratischen Diskurs stärken, sie werden gebraucht. In unserer Zeit mehr denn je. Sie sind eine Überlebensfrage für unsere Demokratie!
Wir wollen die Leidenschaft, das Engagement und das Können der Organisatorinnen, Organisatoren, Künstlerinnen und Künstlern von Pop Kultur fördern und erhalten, für ein internationales, vielfältiges und leidenschaftliches Publikum. Danke für zehn Jahre Pioniergeist, Leidenschaft, Haltung, für wunderbare Pop-Kultur, dafür dass Ihr immer wieder unsere Seelen und Herzen berührt! Es ist mir ein Fest, hier zu sein!