Zum Jahrestag der antisemitischen Pogrome am 9. November 1938 erklärt Kulturstaatsministerin Claudia Roth:
„Am 9. November 1938 geschahen in Deutschland grauenvolle Verbrechen vor aller Augen. Und nicht nur an diesem einen Tag. Auf deutschen Straßen jagten organisierte Schlägertrupps Jüdinnen und Juden, misshandelten und töteten sie. Sie plünderten Wohnungen und Geschäfte, brannten Synagogen nieder und hinderten die Feuerwehr daran, die Brände zu löschen. Es waren Deutsche, die am 9. November 1938 ihre Mitmenschen, ihre Nachbarn verfolgt und gedemütigt haben. Und es waren Deutsche, die zusahen, wie Geschäfte geplündert und Synagogen in Brand gesteckt wurden.
Die Erinnerung an diesen Tag und das darauffolgende unvergleichbare Menschheitsverbrechen des Holocausts sind unerlässlich für unsere Demokratie und eine wichtige Zukunftsaufgabe. Dazu brauchen wir die so bedeutende Arbeit unserer Gedenkstätten. Ihnen gilt es, den Rücken zu stärken und gegen die zunehmenden Angriffe von Rechtsextremen und Geschichtsleugnern zu verteidigen.
Dass heute, und nach dem 07. Oktober 2023 ganz besonders, die Zahl an antisemitischen Straftaten in Deutschland, in Europa und weltweit wieder zunimmt, ist so erschreckend wie alarmierend.
Ein trauriges Beispiel dafür sind die aktuellen Bilder von brutalen, antisemitischen Angriffen gegen israelische Fußballfans in Amsterdam.
Und es muss uns wachrütteln, uns umso stärker für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschlichkeit einzusetzen. Dass erst vor wenigen Tagen eine rechtextremistische Terrorzelle ausgehoben wurde, die ‚ethnische Säuberungen‘ von Juden und Menschen mit Migrationsgeschichte plante, zeigt, wie ernst die Gefahr durch Antisemitismus und Demokratiefeinde für unsere Gesellschaft ist.
Dem müssen wir weiter mit aller Härte des Rechtstaates entgegentreten und die Kräfte in unserem Land unterstützen und mobilisieren, die unsere offene und vielfältige Demokratie tagtäglich verteidigen und für ein respektvolles und friedliches Miteinander eintreten. Dafür spielt insbesondere der Kulturbereich in unserem Land eine wichtige Rolle.
Es ist gut und zu begrüßen, dass der Bundestag nun einen gemeinsamen, fraktionsübergreifenden Antrag im Bundestag beschlossen hat, um jüdisches Leben in Deutschland gerade in diesen Zeiten noch stärker zu schützen, zu bewahren und zu stärken.
Gerade in diesen Zeiten gilt es die so reiche und vielfältige jüdische Kultur noch sichtbarer und hörbarer zu machen.“
Terminhinweis: Kulturstaatsministerin Claudia Roth wird im Anschluss an ihre Teilnahme am G20-Treffen der Kulturministerinnen und Kulturminister in Salvador da Bahia in Brasilien an der Gedenkveranstaltung zu den Novemberpogromen im Memorial do Holocausto mit u.a. den Holocaustüberlebenden Margot Rostein und Stefan Lippmann in São Paulo teilnehmen.