„Es ist erstaunlich und geschichtsblind zu meinen, diese von Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV selbst aus zwei Bibelzitaten zusammengestellte Inschrift für seinen Schlossbau sei einfach nur ein unpolitisches Zeichen von Religiösität. Es handelte sich hier doch um einen Schlossbau mitten in Berlin, und nicht um ein Gotteshaus, und zu einer Zeit, als Friedrich Wilhelm IV vor allem damit beschäftigt war, die so wichtige demokratische Bewegung von 1848/1849 zu unterdrücken und sich jeglichem demokratischen Fortschritt entgegenzustemmen. Damit ist diese Inschrift aus Sicht vieler Historiker eindeutig eine politische Botschaft, die den allein von Gott abgeleiteten Herrschaftsanspruch des Preußenkönigs untermauert. An dieser Stelle möchte ich ganz klar sagen: Unser Grundgesetz und unsere Demokratie stehen in der Traditionslinie der demokratischen Bewegungen von 1848 und 1849 sowie der Paulskirchenverfassung und nicht in der Traditionslinie eines repressiven Königs- und Kaisertums, das seinen Machtanspruch allein auf Gott begründete und eben nicht auf die Macht und Selbstbestimmung des Volkes. Dieser demokratischen Traditionslinie sehen sich diese Bundesregierung wie auch ich selbst eindeutig verpflichtet. Deshalb ist es zu begrüßen, wenn es heute eine kritische Diskussion um diese wiederaufgebaute Inschrift gibt. Es ist auch zu begrüßen, wenn sich das Humboldt-Forum mit der Geschichte des in Teilen wiederaufgebauten Schlosses in kritisch-künstlerischer Weise beschäftigen will.
Es zählt mit zu den Aufgaben des Intendanten des Humboldt Forums, sich mit dem Ort des Humboldt Forums, dem Berliner Schloss auseinanderzusetzen. Dass er das tut ist völlig richtig. Wie er das tut, hat er ja bereits bereits im November 2021 dem Stiftungsrat der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss unter Vorsitz der damaligen Kulturstaatsministerin Monika Grütters, CDU, vorgestellt und es ist schon befremdlich, wenn sich jetzt Teile der CDU von ihrer eigenen Staatsministerin distanzieren. Ich tue das jedenfalls nicht. Sondern es ist Teil der programmatischen Auseinandersetzung der Stiftung zur Auseinandersetzung mit der Symbolik von Kuppel, Kreuz und Inschrift. Das Kunstprojekt sieht eine temporäre Überblendung der rekonstruierten Inschrift mit alternativen, kommentierenden und reflektierenden Texten vor. Dafür wird derzeit die technische Realisierbarkeit geprüft. Die Inschrift bleibt also erhalten, es wird eben nur sichtbar gemacht, dass sich das Humboldt Forum mit ihrer Aussage kritisch auseinandersetzt. Dagegen ist nun wirklich nichts zu sagen.“