Bei der gemeinsamen Kabinettsklausur der deutschen und der französischen Regierung in Hamburg haben Kulturstaatsministerin Claudia Roth und ihre Amtskollegin Rima Abdul Malak die furchtbaren Attacken auf Israel und die Situation dort erörtert und machten deutlich: „Wir stehen fest an der Seite Israels in diesen so dunklen Stunden und verurteilen diese Terrorattacken auf die Menschen in Israel auf das Schärfste. Unsere Gedanken sind bei den Familien der vielen Opfer, bei den Geiseln und ihrem so ungewissen Schicksal, bei den unzähligen Verletzten. Die ganze menschenverachtende Hinterhältigkeit dieser Attacken zeigte sich insbesondere auch bei dem bestialischen Massaker an friedlich und fröhlich feiernden jungen Menschen bei einem Musikfestival“.
Zudem brachten Kulturstaatsministerin Claudia Roth und Kulturministerin Rima Abdul Malak den Aufbau eines gemeinsamen Provenienzforschungsfonds weiter voran. Sie unterzeichneten dazu eine Erklärung zum Aufbau und Umfang des Fonds. Demnach soll der Fonds im Februar 2024 mit einer Pilotphase von drei Jahren starten. Beide Länder stellen dafür jeweils bis zu 360.000 Euro jährlich bereit. Ziel ist es, die bilaterale Zusammenarbeit im Bereich der Provenienzforschung zu Sammlungsgut aus Subsahara-Afrika zu stärken.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth: „Ein großer Teil des Kulturerbes von Subsahara-Afrika befindet sich bis heute außerhalb der jeweiligen Herkunftsländer und -regionen, und vieles davon in europäischen Sammlungen. Mit dem deutsch-französischen Provenienzforschungsfonds läuten wir eine neue Phase bei der Aufarbeitung dieses historischen Unrechts ein. Dafür setzen wir zum einen auf eine stärkere Vernetzung auf europäischer Ebene, um Kultureinrichtungen einen Wissenstransfer über den aktuellen Forschungsstand und die vorhandene Datenlage zu ermöglichen. Zum anderen schaffen wir mit dem Fonds einen breit angelegten Kooperationsrahmen mit den Herkunftsregionen in Subsahara-Afrika. Dessen Herzstück wird ein paritätisch besetzter, wissenschaftlicher Beirat sein mit Mitgliedern aus Frankreich und Deutschland sowie ebenso vielen Vertretern aus der Region Subsahara-Afrika. Damit übernehmen wir jetzt gemeinsam Verantwortung für Kulturgut, das vielfach noch heute von großem symbolischen, künstlerischen und historischen Wert für die Herkunftsgesellschaften ist, und ebnen den Weg zu gleichberechtigten Kulturbeziehungen zwischen Europa und den Partnerländern in Subsahara-Afrika.“
Deutschland und Frankreich hatten sich bereits im Januar 2023 zum 60. Jahrestag des Élysée-Vertrags in Paris in einer ersten Absichtserklärung über die Grundzüge eines gemeinsamen Provenienzforschungsfonds verständigt.
Neben dem Provenienzforschungsfonds tauschten sich Kulturstaatsministerin Roth und Kulturministerin Malak auch über den deutschen KulturPass für 18-Jährige sowie den französischen Pass Culture aus. Den deutschen KulturPass hatte die Bundesregierung nach Vorbild des französischen Pass Culture im Juni dieses Jahres initiiert und mit Unterstützung der französischen Seite zügig realisieren können. Mit der KulturPass-App erhalten Jugendliche, die in diesem Jahr 18 Jahre alt werden, ein Guthaben von 200 Euro, das sie für kulturelle Angebote in Deutschland einsetzen können.
Die französische Kulturministerin Rima Abdul Malak sagte zu den Ergebnissen des Treffens: „Erinnerung weitergeben, der Geschichte ins Gesicht blicken, Zukunft für unsere Jugend gestalten: unsere kulturelle Zusammenarbeit basiert auf gemeinsamen Überzeugungen und Werten. Nach der Einführung des Pass Culture und des KulturPass, um für die jungen Menschen unserer beiden Länder den Zugang zu Kultur zu erleichtern, freut mich die Einrichtung des deutsch-französischen Provenienzforschungsfonds jetzt sehr – das ist ein großer Schritt nach vorne. Er wird es ermöglichen, die Herkunft von Kulturgut in unseren Museen besser zu verstehen, er kann zukünftige Rückgaben vorbereiten und neue Beziehungen mit dem afrikanischen Kontinent voranbringen. Ich hoffe, dass weitere europäische Länder dieser Initiative beitreten werden.“
Kulturstaatsministerin Claudia Roth unterstrich: „Dank des französischen Beispiels und dank der Unterstützung meiner französischen Kollegin Rima Abdul Malak und ihres Hauses konnten wir den KulturPass in Rekordzeit in Deutschland realisieren und sehr erfolgreich starten. Er ist damit ein Symbol für eine erfolgreiche deutsch-französische Zusammenarbeit im Kulturbereich. Als nächsten Schritt möchten wir ermöglichen, dass der KulturPass auch deutsch-französisch genutzt werden kann.“
Dieses Vorhaben besprachen beide Ministerinnen auch in einem anschließenden Gespräch mit Saarlands Ministerpräsidentin Anke Rehlinger, der Bevollmächtigten der Bundesrepublik Deutschland für die deutsch-französischen Bildungs- und Kulturbeziehungen.